Der Papst im Eichsfeld

 

 

 

 

„Die Eichsfeldgemeinden feiern mit anderen Gläubigen und Pilgern von überall her und genießen das Jahrtausendereignis mit Bewunderung und mancher Träne in den Augen.

Etzelsbach.Um 14.42 Uhr klicken im Eichsfeld Kameras, um den Papst zu fotografieren. Doch die Pilger stehen nur vor einem Plakat, auf dem ein Bild des Pontifex zu sehen ist. Aufgestellt in Wingerode, die Gemeinde begrüßt überdimensional BenediktXVI.

Auch Ursula L. lässt ihren Sohn Joachim (32) vor einem der Plakate posieren. Als sie abdrückt, blinzelt sie ein paar Tränen weg. "Ich muss dauernd weinen",sagt die 59-jährige aus dem hessischen Baunatal. "Es ist so überwältigend, dass der Papst kommt." In der heimischen Christus-Erlöser-Kirche engagiert sich die Katholikin als Küsterin und will deshalb beim Besuch des Heiligen Vaters dabei sein.  

Durch den kleinen Ort strömen Tausende - auf dem Weg zur Marianischen Vesper. Am Straßenrand haben einige Geschäftstüchtige Tische zusammengestellt und bieten Kerzen, Kreuze sowie Papstkalender an. Und Pilgerstühle, die gepolsterte Luxusausführung kostet 14,50 Euro.

Auch unzählige Stände säumen die Strecke, an denen die Pilger mit Wasser und Müsli-Riegeln gut versorgt werden. Dazwischen hat sich der Grillverein Wingerode platziert, der Bratwurst und Brätel verkauft.

Fahnen wehen und mit weißen Schriftzügen, die aus Papier gebastelt sind, begrüßen die Wingeröder die Pilger. Die 20-jährige Stefanie aus Wilhelmshafen ist auf Krücken unterwegs. Bänderriss, vom Sport. Die einmalige Marienvesper will sie sich keinesfalls entgehen lassen.

Zwei Polizisten auf Pferden reiten vorbei. Hinter ihnen schlängelt sich die Autobahn 38 durch die Landschaft, die nun Parkplatz für rund 400 Busse ist. Auf dem freien Fahrbahnstreifen rollen unentwegt Polizeiwagen. Im Straßengraben haben Feuerwehrleute Grüppchen gebildet, die für den Notfall gerüstet sind. Fast vier Kilometer lang ist die Pilgerstrecke von Wingerode bis zum Wallfahrtsort Etzelsbach.

"Der Papstbesuch ist ein Jahrtausendereignis, das kann man sich als Christ und als Eichsfelder nicht entgehen lassen", erklärt die 70 Jahre alte Heiligenstädterin Annemarie K., die mit ihrer Verwandschaft aus Sachsen im Pilgerfeld sitzt. "Ich hoffe, der Glaube wird dadurch mehr gestärkt", bedauert sie, dass auch im Eichsfeld die Bedeutung der Religion abnimmt.

Isabel D. rutscht derweil auf ihrem Pilgerstühlchen hin und her. Die Sechsjährige kann es kaum erwarten, dass die Andacht beginnt. Ihre fünf Jahre ältere Schwester Vanessa ist unter den Messdienern“.

„Als um 17.37 Uhr der Hubschrauber des Papstes über dem Wallfahrtsort zur Landung ansetzt, schaut Schwester Christina von den Hildesheimer Vinzentinerinnen (71) in den Himmel.

"So etwas werden wir nicht wieder erleben", freut sie sich, in der großen Glaubensgemeinschaft von über 90.000 Menschen die Marienvesper feiern zu können.

Joachim Kardinal Meißner bekommt Beifall, als er erzählt, er habe dem Papst bereits gesagt, dass seine katholische Seele im Eichsfeld durchatmen könne.

Als Benedikt XVI. landet und in seinem Papamobil Richtung Bühne rollt, scheint eine Welle der Freude durch die Pilgerschar zu schwappen. "Seit meiner Jugend habe ich so viel vom Eichsfeld gehört, dass ich dachte, ich muss es einmal sehen", begrüßt der Heilige Vater die Menschen in Etzelsbach und bekommt minutenlang Applaus.

Dann hält der Papst, der seit 2009 auch ein Kenner der berühmten Eichsfelder Wurst ist, zusammen mit den annähernd 100.000 anwesenden Pilgern, die Marienvesper, deren krönender Abschluss, eindrucksvoll vorgetragen von den zigtausend Pilgern, das Eichsfeldlied ist, ein einmaliger Vorgang während seiner gesamten Deutschland-Visite.

„Als er mit dem Hubschrauber wieder abhebt, haben viele Tränen in den Augen.“

(Aus der TAZ vom 24.09.2011)

 

1. Strophe
Bist du gewandert durch die Welt,
auf jedem Weg und Pfade, schlugst
auf in Nord und Süd dein Zelt, an Alp
und Meergestade: hast du mein
Eichsfeld nicht geseh'n mit seinen
burggekrönten Höhn und kreuzfidelen Sassen, dein Rühmen magst du lassen.



2. Strophe
D
ort, wo die junge Leine fließt, die
Unstrut wallt zu Tale, der Hülfensberg
die Werra grüßt, der Ohmberg seine
Hahle, die Wipper flutet durch die Au,
landauf, landab, welch feine Schau auf
Tal und Hügelketten und schmucke
Siedelstätten.


3. Strophe

Beut auch die Scholle ihren Sold
oft karg der Müh', dem Schweiße: nur
frischer durch die Adern rollt das Blut
bei frohem Fleiße. Und ist die Welt nicht
breit und lang? Hinaus mit Reff und
Arbeitsdrang! Es zollt auch fremde Erde
das Gut dem heim'schen Herde.
4. Strophe
Dem Herd, an dem in frommer Zucht
die treue Gattin waltet, und Kindern,
gleich des Ölbaums Frucht, die Händchen
betend faltet; dem Haus, wo noch der
Herrgott gilt, und nicht nur, was den
Magen stillt, wo felsenfester Glaube die
Blicke hebt vom Staube


5. Strophe
Eichsfelder mit Frohwanderblut und
liederreicher Kehle, heim, heim steht all
dein Herz und Mut, dein Sinn und deine Seele,
heim, wo das Kreuz vom Hügel ragt und
dir von Gottes Liebe sagt: schlägt deine
letzte Stunde, es sei auf Eichsfelds Grunde.
.